Der E-commerce markt in der Schweiz: Digitale gewohnheiten der schweizer konsumenten

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Die Entwicklung des Schweizer E-Commerce-Marktes in den letzten Jahren ist eine große Chance für Online-Unternehmen, die ihre Reichweite im Alpenland ausbauen wollen.

In diesem Artikel helfen wir Ihnen, verschiedene Aspekte der Schweizer E-Commerce-Landschaft zu verstehen, darunter Marktgröße, Verbraucherverhalten, führende Plattformen, logistische Herausforderungen und aufkommende Trends, und bieten so einen umfassenden Überblick für Unternehmen, die diesen lukrativen Markt erschließen möchten.

Die digitalen Gewohnheiten der Schweizer Konsumenten

Mit fast 9 Millionen Einwohnern ist die Schweiz neben Finnland das europäische Land mit dem höchsten Anteil an Internetnutzern; 99,3 % der Schweizerinnen und Schweizer sind aktiv online.

Darüber hinaus ist die Verbreitung des elektronischen Handels sehr hoch: 90 % der Menschen zwischen 16 und 65 Jahren haben schon einmal online eingekauft, so die Daten gemäß Netcomm Suisse, dem Schweizerischen Verband für E-Commerce.

Ein weiterer Punkt, der die Schweiz attraktiv macht, ist ihre Kaufkraft. Mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen von 96.050 Euro pro Jahr liegen die Schweizer laut der Weltbank an dritter Stelle laut IMF (International Monetary Fund).

Die Schweizer liegen Ende 2023 knapp hinter Luxemburg (118.770 €) und Irland (96.290 €) und dicht gefolgt von Singapur (82.244 €) und Norwegen (80.970 €).

Was die sozialen Netzwerke betrifft, so hat die Schweiz 7,29 Millionen Nutzer. WhatsApp (86%) ist die meistgenutzte Plattform, gefolgt von Instagram (65,6%), während Google.ch die beliebteste Suchmaschine ist (85%).

Der Schweizer E-Commerce-Markt

Mit einer beeindruckenden Internet-Penetrationsrate von 99,3 % und einer so starken Kaufkraft (ein durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen, das weltweit an dritter Stelle steht), bietet der Schweizer Markt potenziell eine riesige Chance für ausländische Online-Händler.

Führend beim weltweiten Umsatzwachstum im Einzelhandel bis 2021

Im Jahr 2021, dem letzten vollständigen Jahr, für das offizielle Daten vorliegen, überstieg der elektronische Handel zum ersten Mal 14,4 Milliarden Euro und verzeichnete ein Wachstum von 9,9 %, was natürlich deutlich unter dem Jahr 2020, dem Jahr der Pandemie, liegt, in dem das Online-Wachstum 27 % erreichte.

Interessant ist ein Vergleich des Wachstums des traditionellen oder physischen Einzelhandels mit dem des elektronischen Handels in den Jahren um die Covid-19-Pandemie.

Im Jahr 2021 wuchs der traditionelle Einzelhandel im Vergleich zu 2020 um 2,2 % (90 Milliarden Schweizer Franken), während sich die Zahl im Jahr 2016 um 2,6 % (von 87 Milliarden Schweizer Franken auf 90 Milliarden Schweizer Franken) kaum verändert hat.

Der E-Commerce ist mit einer Steigerung von 85% der Hauptträger des gesamten Umsatzwachstums im Einzelhandel. Im Jahr 2016 belief sich sein Umsatz auf 7,8 Milliarden Schweizer Franken, während sich dieser Betrag bis 2021 (14,4 Milliarden Schweizer Franken) fast verdoppeln wird (+85%).

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Commerce Report Switzerland 2022 | Quelle: Datatrans

Stark gestreuter Marktanteil im elektronischen Handel

Im Gegensatz zu anderen Märkten, in denen nur wenige Akteure den größten Marktanteil haben, bietet der E-Commerce in der Schweiz einer größeren Zahl von Akteuren mehr Möglichkeiten.

So haben die Top 30 des E-Commerce in der Schweiz - immer mit Daten von Ende 2021 - zusammen einen Anteil von rund 64%; sie verzeichneten auch ein höheres Wachstum als der Marktdurchschnitt: Die Top 30 der Online-Händler steigerten ihren Umsatz um 14%, während der Jahresdurchschnitt bei 9,9% lag.

Zalando, Digitec und Amazon.de befinden sich in den Top 3, ein Ranking, das sich seit 2016 nicht verändert hat und die Hegemonie dieser Marken zeigt.

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Commerce Report Switzerland 2022 | Quelle: Datatrans

Was kaufen die Schweizer online

Für Unternehmen, die auf diesem lukrativen Markt erfolgreich sein wollen, ist es entscheidend, die Kaufgewohnheiten und bevorzugten Plattformen der Schweizer Konsumenten zu verstehen:

  1. Die Unterhaltungselektronik steht in der Schweiz an der Spitze der Online-Verkäufe und generiert 27,3 % des gesamten E-Commerce-Umsatzes, wie Daten von EcommerceDB zeigen.
  2. Mode, mit einem Anteil von 23,7%.
  3. Auf den Bereich Hobby und Freizeit entfallen 15,1 % der Einnahmen.
  4. Lebensmittel mit 14,0%.
  5. Möbel und Haushaltswaren tragen 9,3% bei, während,
  6. Auf Pflegeprodukte entfallen 7,1 %.
  7. DIY schließt die Liste mit den restlichen 3,5 % ab.

Wo kaufen die Schweizer online ein

Nun, da wir wissen, welches die stärksten Sektoren auf dem Schweizer Online-Markt sind, wollen wir sehen, welche die stärksten Akteure sind:

  • Digitec.ch: ist mit einem Netto-E-Commerce-Umsatz von 1.151,70 Millionen Euro der größte Online-Marktplatz der Schweiz. Er ist auf Elektronik spezialisiert und bietet eine breite Palette von Produkten an, darunter Computer, Smartphones, Kameras, Videospielkonsolen und Fernsehgeräte.
  • Zalando.ch: ist es der umsatzstärkste Anbieter in der Schweiz. Mit einem Umsatz von 1.115 Millionen Euro.
  • Galaxus.ch: Galaxus.ch hat einen E-Commerce-Nettoumsatz von 672 Millionen Euro. Es handelt sich um eine generalistische Plattform, die Produkte in verschiedenen Kategorien wie Haus und Wohnen, Sport und Freizeit, Spielzeug und Spiele, Bücher und Medien usw. verkauft. Galaxus.ch gehört demselben Unternehmen wie Digitec.ch.
  • Brack.ch: mit einem E-Commerce-Nettoumsatz von 525 Millionen Euro. Es ist eine weitere generalistische Plattform, die Produkte in verschiedenen Kategorien wie Elektronik, Bürobedarf, Haushaltswaren, Gartengeräte, Tierbedarf usw. verkauft. Brack.ch ist Teil der Competec-Gruppe, die auch andere Online-Shops wie Alltron.ch, PCP.ch und B2B.ch betreibt.
  • Amazon.de: Amazon hat zwar keine Schweizer Domain, aber die Schweizer kaufen über die deutsche Plattform ein, mit einem Nettoumsatz von 737 Millionen Euro.
  • Ricardo.ch: hat einen E-Commerce-Nettoumsatz von 295 Millionen Euro. Es handelt sich um eine C2C-Plattform, auf der Nutzer neue und gebrauchte Produkte wie Kleidung, Schmuck, Kunst, Antiquitäten, Autos und vieles mehr kaufen und verkaufen können. Ricardo.ch ist der beliebteste Marktplatz in der Schweiz und wird von 80 % der Verbraucher als ihre Lieblingsplattform bezeichnet.
  • Microspot.ch: mit einem Umsatz von 258 Millionen Euro ist Microspot ein Elektronikspezialist, der eine breite Palette von Produkten wie Laptops, Tablets, Drucker, Kameras, Kopfhörer usw. anbietet. Microspot.ch gehört zu Coop, einer der größten Einzelhandelsgruppen der Schweiz, und profitiert von seinem Netz an physischen Geschäften, in denen die Kunden ihre Bestellungen abholen oder zurückgeben können.
  • Manor.ch: ist die größte Supermarkt- und Kaufhauskette des Landes mit insgesamt 60 Filialen. Ihr Online-Umsatz beläuft sich auf 221 Millionen Euro. Sie vertreibt Produkte in verschiedenen Kategorien wie Mode, Schönheit, Wohnen, Kinder und Lebensmittel.
  • Nespresso.com: eine der größten Online-Erfolgsgeschichten der Schweiz ist Nespresso mit einem E-Commerce-Nettoumsatz von 184 Millionen Euro.
  • IKEA.com: Ikea hat seine Fans in der Schweiz, mit einem Online-Umsatz von über 165 Millionen Euro.
  • Leshop.ch: ist der führende Online-Supermarkt in der Schweiz mit einem Umsatz von 147,5 Millionen Euro. Er gehört zur Migros-Gruppe, einem der führenden Einzelhändler des Landes mit 600 physischen Verkaufsstellen. Die Kunden von Leshop.ch können eine breite Palette von Produkten kaufen, darunter frische Lebensmittel, Getränke, Haushaltswaren, Haustiere und mehr.
  • Farmy.ch: Nachhaltigkeit ist in der Schweiz ein großes Thema. Einer der großen Akteure ist Farmy.ch, ein E-Commerce-Unternehmen, das auf biologische, lokale und handwerkliche Produkte wie Obst, Gemüse, Fleisch, Käse, Brot und vieles mehr spezialisiert ist. Farmy.ch arbeitet direkt mit mehr als 1.000 Landwirten und Produzenten zusammen und liefert frische Qualitätsprodukte direkt nach Hause. Der Umsatz von Farmy.ch beträgt über 110,5 Millionen Euro.
  • Ochsner-sport.ch: Es handelt sich um den Online-Shop der Ochsner-Sport-Gruppe, dem grössten Sportfachhändler der Schweiz mit über 80 Geschäften in der ganzen Schweiz. Ochsner-sport.ch setzt 92,15 Millionen Euro online um.

Wie bezahlen die Schweizer

Jede Zahlungsoption wird von jeweils einem Drittel aller Schweizer Verbraucher genutzt. Nur 16 % der Schweizer Käufer bevorzugen E-Wallets wie PayPal, und Debitkarten werden nur von 7 % genutzt.

Wenn Sie einen Online-Shop in der Schweiz betreiben, sollten Sie mindestens eine Zahlungsoption für Kreditkarte und Rechnung anbieten.

Der Paradigmenwechsel im Schweizer E-Commerce-Markt: 2022-2024 verliert er den Rückenwind

Wie in anderen europäischen Ländern, für die aktuellere Daten vorliegen, ist auch beim Online-Kanal zwischen 2022 und 2024 ein deutlicher Rückgang auf das „normale“ Niveau vor der Pandemie zu verzeichnen.

Mit anderen Worten: Der Rückenwind aus der Pandemiephase beschleunigt nicht mehr das Wachstumstempo, obwohl sich das Verbraucherverhalten verändert und auf immaterielle Güter verlagert hat.

Einer der Hauptgründe dafür ist das Ende der Beschränkungen, das die Ausgaben für Reisen und Freizeit wieder begünstigt, die in den Jahren der Abriegelung stark gelitten haben.

Die Einsparungen, die zur Deckung der Kosten für diese immateriellen Güter erforderlich sind, haben folglich zu einem direkten Rückgang beim Kauf kleinerer Konsumgüter wie Kleidung und Elektronik geführt.

Es gibt auch einen Gegentrend zu digitalen Erlebnissen. Während Netflix stark rückläufig ist, werden mehr physische Bücher gekauft, ebenso wie physische Spiele, sogar für Erwachsene; während die Unterhaltungselektronik schwächelt, entwickeln sich Sportartikel und Fahrräder weiterhin sehr gut.

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Commerce Report Switzerland 2022 | Quelle: Datatrans

Aktueller Schweizer Konsumententrend: Nachhaltigkeit

Einer der wichtigsten Verbrauchertrends in der Schweiz ist die Nachhaltigkeit, die immer stärker nachgefragt wird.

Im Commerce Report Switzerland 2022 gaben 100 % der Befragten an, dass sowohl die Verbraucher als auch die Arbeitnehmer von den Unternehmen erwarten, dass sie sich nachhaltig verhalten.

Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass nachhaltige Produkte oft teurer sind als konventionelle und daher für einen Teil der Bevölkerung nicht in Frage kommen.

In Polen zum Beispiel ist Nachhaltigkeit aufgrund der geringeren Kaufkraft weniger wichtig als in der Schweiz. Doch je weniger außergewöhnlich Nachhaltigkeit ist, desto geringer sollten die Preisunterschiede sein.

E-Commerce-Logistik in der Schweiz

Wenn man über die Logistik in der Schweiz spricht, sollte man nicht vergessen, dass dieses Land nicht Teil der Europäischen Union ist, was die grenzüberschreitenden Aufgaben im E-Commerce zusätzlich erschwert.

Die Logistik in der Schweiz ist effizient, sie belegt den ersten Platz in der Postrangliste und 99,9 % der Befragten bevorzugen die Hauszustellung. Der elektronische Handel steht jedoch vor der Herausforderung einer hohen Rücksendequote von etwa 25 %, die zusätzliche Kosten und Umweltprobleme verursacht.

Der führende Logistikdienstleister des Landes ist die Schweizerische Post, die 2023 insgesamt 185 Millionen Pakete zustellen wird, 4,7 % weniger als 2022, was vor allem auf den Rückenwind zurückzuführen ist, der seit dem Coronavirus nicht mehr weht. Im Vergleich zum Jahr vor der Pandemie (2019) betrug das Wachstum jedoch 23,6 %.

Hindernisse für den Online-Handel in der Schweiz aus anderen Ländern

Da die Schweiz nicht der EU angehört, sind bei Online-Verkäufen aus anderen EU-Ländern Grenzkontrollen und Zölle für nicht-industrielle Waren erforderlich, wobei einige Agrar- und Lebensmittelprodukte besonders betroffen sind.

Die Zollfrage war in diesem Jahr Gegenstand einer politischen Debatte in der Schweiz. Die vom Nationalrat verabschiedete Gesetzesänderung könnte erhebliche Auswirkungen auf die Zustellung von Paketen in der Schweiz haben. Kritiker sagen voraus, dass das Verfahren langsamer, komplizierter und teurer werden wird.

Im Wesentlichen sieht das neue Gesetz, das von einigen Schweizer Politikern als „Monster“ bezeichnet wurde, vor, dass Importeure und Exporteure selbst entscheiden können, wer die Verantwortung für die Zollabwicklung. Sie können sich entweder selbst darum kümmern oder diese Verantwortung an die Verbraucher delegieren, mit allen Fragen, die damit verbunden sind.

Fazit

Die Schweizer E-Commerce-Landschaft bietet eine einzigartige Mischung aus Chancen und Herausforderungen für Unternehmen, die sich diesen wohlhabenden und hochgradig vernetzten Markt erschließen wollen. Mit einer technikaffinen Bevölkerung, einer starken Kaufkraft und einer zunehmenden Betonung der Nachhaltigkeit bietet der Schweizer Markt lukrative Aussichten für Online-Händler, die die Feinheiten der grenzüberschreitenden Logistik beherrschen und sich an die sich entwickelnden Verbraucherpräferenzen anpassen können.

Durch das Verständnis der digitalen Gewohnheiten, der Zahlungspräferenzen und der wichtigsten Akteure auf dem Markt können sich Unternehmen strategisch positionieren, um in diesem dynamischen Umfeld erfolgreich zu sein. Ganz gleich, ob Sie in die Schweiz expandieren oder Ihr bestehendes Geschäft optimieren wollen: Informiert und agil zu bleiben, ist der Schlüssel zum Erfolg in diesem wettbewerbsintensiven Umfeld.